Liebe Freunde und Bekannte, Nachbarn und Interessierte, Liebe Pioneers und Vertreter der Stadt,
ich freue mich, mit ihnen meine Ausstellung eröffnen zu können.
Es war ein ziemlicher Kraftakt, eine Ausstellung, dieses Umfangs innerhalb eines knappen Monats auf die Beine zu stellen. Mit Umfang meine ich zum Einen die Beschaffenheit und die Größe der Räume und zum Anderen die Anzahl der in Frage kommenden Bilder. Auch deshalb habe ich keinen Redner mehr gefunden und muss jetzt selber zu ihnen sprechen, obwohl ich eindeutig eher Malerin bin.
Aber jetzt hängen sie, die Bilder, unter Mithilfe von Pe, meinem Partner und Rettungsanker in allen Notlagen, verschiedenen jugendlichen Aushilfen, Freunde, die mir ihr Auto zur Verfügung stellten und der positiven Verstärkung von den jungen Pionieren. Vielen, vielen Dank an alle!!!
Mit einer Freundin zusammen, kam, bei ihrem Besuch im Atelier, die Idee auf, eine Plattform zu finden, wo diese, zum Teil sehr unterschiedlichen Positionen, einmal gemeinsam gezeigt werden könnten. Sie, die Freundin, schuf den Erstkontakt zum Schloss. Auch dafür vielen Dank.
Besonders freue ich mich, dass Raphaela Okle, Musikerin und Weiterhin Studierende von Gesang und Gitarre mit Schwerpunkt Pop und Jazz, bereit ist, für mich die Musikalische Komponente zu übernehmen Vielen, vielen Dank
Kaleidoskop, eine Art Retrospektive, so habe ich diese Ausstellung betitelt:
Ein Kaleidoskop:
Dieses Ding, welches man sich vors Auge hält und, beim Drehen, jedes Mal ein anderes Muster erscheint. So ergeht es mir, und sicher nicht nur mir, mit der Wahrnehmung meines Umfelds inclusive meiner selbst…
Als Zeichnerin halte ich all diese ,,Muster“ fest, unsortiert, in meinen Tagebüchern, diese sind damit das Rückgrat meiner gesamten Arbeiten. (Ein kleiner Ausschnitt davon steht im Dritten Raum, dem ,,Wohnzimmer“).
Eine Art Retrospektive:
Diesen Untertitel habe ich gewählt, da ich hier zwar Bilder aus einem langem Zeitraum zeige, aber nur aus ca 25 Jahren, den Jahren, in denen ich mich hier mit meiner ersten Ausstellungsbeteiligung im Rathaus Tengen zum Schätzele- Markt 1996 als Künstlerin vorstellte. Also nicht, wie bei einer echten Retrospektive, von den Anfängen an und auch nicht in chronologischer Abfolge. Nein, die Bilder sind thematisch geordnet, und zwar nach den Themen, die mich durch alle Lebensphasen, konstant begleiten, in abwechselnden, sich gegenseitig bedingenden Abfolgen. Und das hat sich hier mit den 4, atmosphärisch sehr unterschiedlichen Räumen auch ideal angeboten.
Ich schlage vor, dass wir jetzt einen gemeinsamen Gang durch die Räume machen, wobei ich ihnen die dort hängenden Arbeiten bzw. mein Konzept am besten vorstellen kann,… wenn Sie noch können…
Vorraum und 1. Raum, ich nenne ihn den ,,Salon“:
Meine wohl größte Werkgruppe, die Landschaft .
Landschaft ist für mich in erster Linie Raum, Luftraum, Erdraum, Weite, Tiefe und der Weg dahin.
Die unterschiedlichen Farbkompositionen spiegeln Jahres -. Und Tageszeiten
Die Schönheit von Landschaft berührt wohl fast alle Menschen…., vielleicht beruhigt sie unsere unruhigen Geister durch ihre scheinbare Zeitlosigkeit….
…doch diese Ruhe trügt.
Auch hier ändert sich laufend etwas, durch die fortschreitende technische Entwicklung beschleunigen sich die menschengemachten Veränderungen , schauen wir auf
Nr. 15 , mein Eindruck nach einem drastischen Einschnitt in Richtung Intensivierung und Ertragsteigerung hier auf der Gemarkung Blumenfeld beobachtet, vor Jahren und inzwischen aus dem allgemeinen Gedächtnis verschwunden. Deshalb stelle ich dieses Bild immer wieder aus.
Nun zum nächsten Raum, dieser Raum sehr groß, deshalb mit jugendlicher Hilfe unterteilt, um Aufmerksamkeit und Aufenthaltsnischen zu schaffen
Vorne die Veränderung von Landschaft, die in meinem Kopf anfängt…, die ersten zwei Bilder noch nie in der Öffentlichkeit gewesen, das erste, weil so jung, das zweite,
Nr. 17, weil es nie einen Platz in einem Ausstellungskonzept fand. Ich glaube hier hat es ihn gefunden. Entstehungsgeschichte: die allgegenwärtige Präsenz von Beton- Verbundsteinen in unserer ländlichen Gegen, ein Rezept gegen Matsch, Pfützen und Erde (genannt Dreck)
Hier spielerisch verwoben mit dem Landschaftsraum im Hegau zwischen Riedheim und Storzeln.
Über den Wolken geht es jetzt zu einer klein-gehaltenen, von Landschaft kommenden abstrakten Gruppe. Farb-Studien, den Vor- Frühling in seiner Essenz und Schattenspiele. 2 Verschiedenfarbige Lichtquellen
Über eine musikalische Abstraktion und den fein nuancierten Plattenbauten geht es in die nächste Gruppe zu Menschen und städt. Umgebung
Hier das Titelgebende Bild Kaleidoskop. Technik erklären, Hinweis auf die Porträts rechts und links
Looking in/ out hier als Titel für die gemeinsame Hängung von Innen und Außenschau,
Gegenüber den schönen Seiten des städt. Lebens,
als Monotypien auf die Tür gepinnt die sehr prekären Lebenslagen
und noch zwei Stadtbilder, die die Gefährdung und beim linken auch ein bisschen den dusteren Reiz des Urbanen spiegeln.
Wohnzimmer
Hier Familien, Konstellationen, Bilderzählungen, Kinderbilder aus 3 Jahrzehnten in unterschiedlichen Techniken: dazu Folgendes;
Meine Tagebücher, siehe auf der Fensterbank
Daraus entstehen je nach Arbeitsphase und Interessenlage Monotypien, Tusch- Bleistift und Kohlezeichnungen aber auch, wenn Lust, es tiefer zu beschreiben, ausgearbeitete Gemälde.
Das letzte Zimmer, von mir Kinderzimmer benannt...
habe ich dem Tierleben gewidmet, von Beobachtungen bis hin zu Fantasie und Seelen Geschichten, die manchmal über Tierfiguren einfacher auszudrücken sind, hierbei halfen mir verschiedene Kinder aus meiner Familie, deren Zeichnungen ich adaptiert habe, weil ich ihre Ausdrucksstärke nicht dem Papierkorb überlassen wollte.
Jetzt sind wir ans Ende der Räume und damit der Bilder gekommen, wer weiß, was ich noch alles aus meinen Archiven und Atelier geholt hätte, wären da noch mehr Räume gewesen.
Aber ich glaube es reicht, lassen wir uns zum Gemütlichen Teil übergehen. Vielleicht kann uns Raphaela noch ein paar Kostproben aus ihrem musikalischen Repertoire anbieten
Ich danke herzlich für Ihre Aufmerksamkeit und Wünsche einen schönen, erlebnisreichen Abend.
Unter diesem Titel zeigt die Tengener Malerin Inga Mahlstaedt vom 28. März bis zum 6. Mai in der Sparkasse Engen eine Auswahl ihrer Öl- und Acrylgemälde und Studien der letzten Jahre.
In diesen Bildern präsentiert sich die ganze Schönheit einer menschenleeren Landschaft. Nicht die Wiedergabe real existierender Orte und ihre Wiedererkennbarkeit sind hier das Thema, sondern die Korrespondenz zwischen Himmel und Erde, zwischen Weite und Enge, Ferne und Nähe, welche atemberaubende, durch subtile Farbnuancen und Licht und Schattenführung hervorgerufene Raumerlebnisse hervorbringt. Dies sei seit Jahrzehnten ein künstlerischer Schwerpunkt in ihrem Schaffen, sagt die Malerin.
Doch wie lässt sich eine solche Landschaftsausstellung vertreten, während in Osteuropa Krieg wütet, der Klimawandel fortschreitet und eine Pandemie mit gravierenden Auswirkungen die Welt seit zwei Jahren im Griff hat?
Immer wieder gehen I.M. die Passagen des Gedichts: „An die Nachgeborenen“ von Berthold Brecht durch den Kopf: „…was sind das für Zeiten, wo ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist, weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt…“ Mit diesem Zweifel lebt die Malerin und das nicht erst jetzt. Und doch sehe sie nach wie vor einen Sinn darin, ihrem künstlerischen Ansatz treu zu bleiben, das Bewusstsein für Schönheit und die Fähigkeit zur Vertiefung zu wecken, zu erhalten und zu fördern, bei anderen und bei sich selber, besonders in solch beängstigenden Zeiten.
In diesem Sinne arbeitet I.M. auch in ihrem Zweitberuf als freie Musiklehrerin und Nachhilfelehrerin.
Auch in dieser Ausstellung, einem, für sie typischen Ausstellungskonzept, stellt sie kontrastierend zu den großartigen, aber auch, an menschlichen Emotionen unbeteiligten Landschaften, eine kleine Auswahl Kinderbilder gegenüber: heutige Kinder, selbstvergessend spielend: im Freien, drinnen in der Enge, im Lock- Down, am Smartphone.
Die Ausstellung ist zu den regulären Schalteröffnungszeiten der Sparkasse Engen, in der Bahnhofstrasse 1 zu sehen. Da es keine Vernissage geben wird, wegen der bisher geltenden Corona-Regeln, bietet die Künstlerin persönliche Führungen, bzw. Werkgespräche nach Vereinbarung durch Telefon oder Email an.
Kleine Einführung in die Bilder dieser Ausstellung: Neues aus dem Atelier“
Dies ist meine 9. Ausstellung in diesem Raum, der bisher nahe am Haupteingang und der Cafeteria lagen und sich jetzt plötzlich ganz am Ende des immer größer gewordenen Gebäudekomplexes befindet!
Nun ja, Sie haben den Weg gefunden, die Wände sind die gleichen und ich hoffe, Sie finden die Muße, Bilder zu betrachten.
Wie es auf dem Plakat, bzw. den Flyern schon angekündigt wird, gibt es in der diesjährigen Hängung einen klaren Bruch, diesmal weniger in der Technik, als in der Thematik. Wie auch hier an den Wänden, ist dort auch ein mit Menschen gefüllter Raum zu sehen und dahinter öffnet sich das Fenster zu einer weiten, menschenleeren Landschaft.
Zwischen diesen zwei Polen hat sich mein Leben und damit meine Arbeit die letzten Jahre auch abgespielt. Viele alte und neue Kontakte und Beziehungen haben mich bewegt und bereichert aber zugleich auch den vertieften Blick auf die Landschaft etwas verstellt.
Jetzt zu den Bildern im Einzelnen (ich erwähne nicht alle)
Vorne die Menschenbilder 1- 10 und 18- 21:
Nr. 1, „Die drei Grazien“ stellt 3 „beste Freundinnen“ dar, die nach einem langen, dunklen deutschen Winter in der Gemeinschaftsunterkunft in der ersten Frühlingssonne wieder zu neuem Leben und neuer Hoffnung erwachen.
Nr. 3, „24. Dez. in der Fremde“. Da sagt der Titel schon beinahe alles: Ein Datum, ein fremder Feiertag in der Fremde, ein leerer Tisch, eine leere Wohnung, eine unsichere Zukunft…
Nr. 20, „Kurdisches Paar“ zeigt ein junges Paar, welches sich, bei der Vorbereitung auf einen Syrischen Abend, offensichtlich in der traditionellen Kleidung ebenso wenig zuhause fühlt, wie in seiner neuen Umgebung.
Nr. 21, „Gipfelstürmer“ ist auf Grund eines Ausflugs in diesen heißen, für einige Kinder und Jugendliche viel zu langen Sommerferien entstanden. Ebenso Nr.9, „Jugendlicher Besuch“
Die Bilder Nr. 1, Nr.3, Nr.7- 9 sowie Nr. 20 und 21, basieren auf Handy-Schnappschüssen und sind, durchweg in Öl, teils mit Spachtel, in wenigen oder nur einem Arbeitsschritt entstanden.
Die Monotypien Nr.2, 4, 5, 6, 18 und 19, sowie die kleine Ölstudie Nr. 10 „Sonntagspromenade“, sind auf Grund von Skizzen aus meinem Skizzenbuch entstanden. Diese Arbeitsweise erfordert etwas mehr distanzierte Beobachtung und wird deshalb nicht mehr ausschließlich von mir angewandt.
Zu den verbleibenden Landschaftsbildern merke ich, dass sich mir, durch die zurzeit gerne verwendete Spachteltechnik in Öl, ein neuer Lern und Erfahrungsraum besonders bezüglich Farbe und Komposition, erschließt (Nr. 11, 12, 13 und 17). Das gibt mir die Möglichkeit über die bisherige detaillierte und meditative Naturbeobachtung hinweg zu einem spontanen Ausdruck zu gelangen.
Jetzt wünsche ich Ihnen viel Freude, Anregung oder auch erwünschte Ablenkung bei diesen Bildern und möchte Sie bitten, wenn Sie Ihre Gedanken und/ oder Fragen zu ihnen, äußern möchten, dies in dem hier ausliegenden Gästebuch zu tun. Ich freue mich über jeden, wie auch immer gestimmten Eintrag, weil das das einzige Feed-back für mich als Malerin darstellt.
Inga Mahlstaedt
Bevor ich Sie auf eine Entdeckungsreise in die Bilderwelt I.M. mitnehme, möchte ich Sie alle, auch im Namen der Malerin herzlich begrüßen und Ihnen danken, dass sie der Einladung nachgekommen sind.
Mein besonderer Dank gilt der Stadt Konstanz für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und ganz besonders den Mitarbeiterinnen des Pressebüros Frau Kemmer, Frau Kullen und Frau Fuchs für ihr Engagement.
Wenn Sie hier hereinkommen, mögen Sie vielleicht denken, Sie wären in der falschen Veranstaltung: Wo sind die großzügigen Landschaften, die die Einladungskarte verspricht?
Das hat sich folgendermaßen ergeben:
Als sie die Zusage für die Ausstellung Anfang des Jahres bekam, dachte die Malerin an Landschaften. Durch die zwei Räume, die hier bespielt werden können, sah sie die Möglichkeit, dieses Thema aus ihrem Werk in sämtlichen Facetten zu zeigen: von naturalistisch bis surreal. Der Titel sollte damals schon derselbe sein und die Betrachter dazu bringen sich auf die unterschiedlichen Raum- und Seh-erfahrungen einzulassen, die diesen Bildern transportieren können.
Vor dem Hintergrund der sich überstürzenden und immer näher rückenden Ereignisse in der Welt, bis in die hintersten Winkel des Hegau spür- und sichtbar, sprich der sich zuspitzende Flüchtlingssituation schoben sich völlig andere Bilder in den Vordergrund, sprich, in die Nähe, und ihre Arbeit an den Landschaften rückte in die „Ferne“. I.M. änderte ihr Konzept bei gleichbleibendem Titel. Mit den Menschen- und Stadtbildern bekommt dieses „Von Nähe und Ferne“ eine wesentliche zusätzliche, seelische Dimension: Menschliche Nähe, Vertrautheit, Heimat und dem gegenüber Ferne, Fremdheit, Heimweh, Chaos.
Durch die 2 Räume ist es hier wirklich möglich, diese zwei Aspekte zu zeigen, wobei die Landschaften jetzt im Vorraum des Kulturdezernats im 2. Stock gegenüber hängen. Im Zweifels und Ernstfalle ist der Mensch dem Menschen eben doch näher als der Landschaft, deshalb diese Entscheidung.
Bevor ich mich mit Ihnen auf die einzelnen Bilder einlasse noch ein kurzer Blick auf die Arbeitsweise von I. M. :
Inga M. Ausgangspunkt für jede Arbeit ist ihr Skizzentagebuch, welches sie fast lückenlos seit ihrer Jugendzeit führt. Zeichnen ist für sie der erste und wesentlichste Schritt, der eigentliche schöpferische Akt. Zeichnen ist ihre Aneignung der Welt, kurz, ihre Sprache. Um welches Sujet es sich handelt, ist erst einmal egal. Es geht um den Akt des Sich-Einlassens . Die 2. Phase einer Bildentstehung, die Auswahl der Skizzen, wird intuitiv getroffen, beeinflusst von den Fragen und Aufgaben, die sich die Malerin zu dem Zeitpunkt stellt. Manchmal steht die Thematik ganz brennend im Vordergrund, manchmal wird sie nur als Motiv benutzt, um zu experimentieren und zu lernen: Neue Techniken, Lichtwirkung und Komposition zu erforschen.
Anschließend an jene Phase steht das Tun, die Malerei, die Auseinandersetzung mit dem Material, dem Motiv, den eigenen Fähigkeiten und ihren Grenzen. Das Gefühl von Zeitlosigkeit muss sich einstellen, das Verschwinden der Außenwelt, die ewige innere Angst vorm Scheitern wird zum Schweigen gebracht. Es gibt auch kein Ziel mehr , es gibt nur noch das Bild, das Material und die Ausübung. Ein Zustand, der, vielleicht besonders in unserer Zeit der genauen Zeiteinteilung, Effizienz , aber auch der ständigen Reize und Verführungen, nicht leicht zu erreichen und auch überaus störanfällig ist.
Ein kurzer Hinweis zur Technik: I. M. malt vorwiegend in Lasurtechnik; d.h. erst durch viele feine Farbschichten hindurch gewinnen die Bilder ihre endgültige Form und vor allem ihre subtilen Farbtöne, die unmöglich so direkt auf der Palette zu mischen wären. Diese Technik ist zeitaufwändig, Trockenzeiten müssen eingehalten werden( Durch Untermalung mit Acrylfarben lässt sich diese zum Glück verkürzen), aber sie ermöglicht auch ein sehr vertiefendes, jahrelanges Arbeiten an einem Sujet.
Beinahe alle Arbeiten, die sie hier sehen sind aus den letzten 2-3 Jahren. Die unterschiedlichen Themenkomplexe entstehen oft parallel zueinander, abwechselnd und in ihrer Unterschiedlichkeit sich gegenseitig bedingend.
Und nun lassen Sie uns einen Rundgang durch beide Räume machen, wobei ich gerne mit dem oberen Raum gegenüber ( im Kulturdezernat), also mit den Landschaften beginnen möchte , um danach wieder hierherzukommen.
Die Landschaften von I.M. sind keine realitätsgetreuen Widergaben konkreter Orte. Sie sind Sinnbilder für Raumkonstellationen, die sowohl in der äußeren Realität, wie auch in unseren Köpfen existieren und wirken. Die Zeitkomponente ist hier nur spürbar als Jahres-b.z.w.-Tageszeit, d. h. sie sind relativ zeitlos. Ich werde nicht auf jedes Bild eingehen sondern nur einzelne von ihnen heraussuchen und beispielhaft auf ihre Gegensätzlichkeit hinweisen:
Bild Nr. x „Der Heilige Berg“. Eine monumentale, sensationslose, nahezu leere Landschaft, die den unermesslichen Raum und die Erde mit ihrem „Fell“ durch das Auge von vorne bis hin zum fernen Horizont ertasten und berühren lässt.
Bild Nr. y „ Urwald“, ein ungeordnete Fülle von Details, teils naturalistisch wirkend, dann, beim näheren Hinsehen aber doch sich als ziemlich frei erfunden zeigend( naturidentisch…), durch das sich das Auge mit Mühe einen Weg bahnen muss, zu dem nicht erkennbaren Horizont. Hier sind Nähe und Ferne nicht wie in der klassischen Landschaftsdarstellung, hintereinander, in sogenannte Pläne, Vorder- Mittel- und Hintergrund fest verortet. Nein, hier wirkt alles gleichzeitig, auch gleichwertig; vorne, hinten; alles auf gleicher Höhe ineinander, durcheinander, sich gegeneinander sperrend und dann doch Durchlass gewähren. Der Blick der Betrachter wird nicht geleitet, sie müssen selber die Leistung erbringen, von einer Sehweise in die andere zu springen, von Nahsicht zu Fernsicht und umgekehrt.
Das Bild Nr. Z, „ Blumenstrauß“, keine Landschaft an und für sich aber doch mit den gleichen Räumlichkeitsauseinandersetzungen; dazu mit dem Lebenszeitaspekt: Werden und Vergehen, gebündelt in der Lebensdauer eines Straußes.
Auch kurz zu erwähnen als Tribut an die gastgebende Region: Die kleine Serie der Reichenauer Allee- Bilder, in denen eine unübersehbare Lust an perspektivischer Darstellung zum Ausdruck kommt.
Wieder unten im Ratssaal angekommen, möchte ich Sie auch hier noch mit ein paar einzelnen Arbeiten vertraut machen:
Das zentrale friesartige Bild Nr. A: „ Moving“ Bewusst gewählt hier unten die englischen Titel, da sie mehrere Übersetzungen zulassen, die der Betrachter selbst wählen kann. Hier, von schlicht und einfach: „Bewegung“ über „ Umzug“ bis zu „ Metamorphose“. Ein atemloses Bild, das viel von Zeit, schneller Zeit ausdrückt und gar nichts von irgendeinem verlässlichen Raum oder Ort.
Bild Nr. B und C: Beide mit dem Titel: People I und II. Das eine aus Distanz gesehen; menschliche Umrisse, in Licht und Schatten( die Licht-und Schattenverteilung entspricht dem Negativ der Silouette eines Kopfes, deutlich und undeutlich, wie eine nur erahnte Landschaft. Das andere: Ein, ohne Rücksicht auf Perspektive, permanenter Wechsel von detailliert gezeichneten Gesichtern, Nähe und Erkennen symbolisierend und dahinter oder auch davor schattenhaften Silhouetten, der oder die „Fremden“. Die Malerin hat hier Collagen von Porträtskizzen mit eingearbeitet, Mitglieder ihrer Familie ebenso, wie völlig fremde Personen, die sie spontan fasziniert haben.
Das Dyptichon “Looking in, looking out“ . Auch hier das Spiel mit Nähe und Ferne, Vorne und Hinten und mit unbestimmten Zwischenräumen und Ebenen.
Der Schwarz-Weiß- Zyklus im Hochformat, eigentlich eher den Landschaften zugehörig, hängt auch hier, weil das Format im anderen Raum nicht gut passt. Hier ist das Hochformat , welches besonders intensiv Raumtiefe suggerieren kann die malerische Herausforderung und zum Anderen die Reduktion auf die Farben „Schwarz“ und „Weiß“ und allem, was dazwischen liegt,
Nr.D-M, Zum Schluss noch ein Wort zu diesen Porträts: Hier rückt der einzelne Mensch ganz in die Nähe. Die hier angewandte Technik der Monotypie, eines Einmaldruckes, verleiht einer einfachen, schnellen Zeichnung durch seine Effekte Gegenwärtigkeit und Ausdruckskraft.
Jetzt wünsche ich Ihnen eine anregende Zeit mit I.M.`s Bildern und bei einem Umtrunk, zu dem die Stadt Konstanz hier einlädt.
Für die Beachtung und Benutzung des ausliegenden Gästebuchs wäre die Malerin Ihnen sehr dankbar.
Was ich Ihnen zum Betrachten dieser Bilder mitgeben will:
Sie sehen hier meine 7. Ausstellung in diesem Raum des Krankenhauses.
Vieles ist auch hier Veränderungen unterworfen, die Nutzung ändert sich, die Wandflächen haben sich bedauerlicherweise verringert,…aber vieles ist für mich immer noch Ausstellende gleich und gleich günstig geblieben.
1. Die unkomplizierte Abwicklung der Veranstaltung
2. Die große Anzahl und Vielfalt von Menschen und Personengruppen, die, freiwillig oder aus aufgezwungener Untätigkeit, meinen Bildern begegnen ( im Gegensatz zu Galerien, in denen doch ein nur sehr begrenzter Personenkreis verkehrt).
3.Die Freiheit, mit der ich hier meine Ausstellung selbst zusammenstellen kann.
Wundern Sie sich über die Verschiedenartigkeit der Arbeiten? Obwohl Kunstmarkt und Galeristen auf ein einheitliches Profil und Wiedererkennbarkeit drängen, möchte ich mir, und damit stehe ich nicht allein, meine eigene Arbeitsweise erhalten und auch zeigen( was hier eben möglich ist).Dazu gehören auch die verschiedenen Wahrnehmungsebenen und die entsprechend verschiedenen Arbeitsweisen, die mir bei intensiver Beschäftigung mit einem Thema passieren.
Man kann nicht einteilen zwischen frühen und späteren Schaffensphasen, wohl aber( was mir selber erst so langsam auffällt) in Sommerphasen und Winterphasen.
In den Sommerphasen werden die vielen Eindrücke der lebendigen Außenwelt relativ schnell festgehalten.
In den Winterphasen, der Zeit sehr geringer äußerer Anregungen (vor allem auf dem Land) kommen die Impulse vorwiegend von innen. Erinnerungen, Gedanken, Träume und Musik bilden den Vorspann und begleiten diese Bilder auch während ihres oft langen Entstehungsprozesses.
Um das Erleben der Bilder zu erleichtern, ist es gut zu wissen, in welche Gruppen ich sie eingeteilt habe:
A. Nr. 1-8 : „ Plain air“ gemalt oder nach Skizzen vor Ort. Zügig, oft in Spachteltechnik, vor-
wiegend in Öl. Motiv ist meist das Licht, in Nr.8, für mich Inbegriff einer Land-
schaft, einfach Raum, Raum zwischen Himmel und Erde.
B. Nr. 9-14 : Hier wird mithilfe einer Spritztechnik, der Raum zwischen den Dingen und dem,
den sie selber bilden, erlebbar gemacht. In Acryl gemalt.
C. Nr. 15-19: Zwischen, über und unter dem perspektivisch erfassten Landschaftsraum hat
sich eine surreale, phantastische Komponente eingeschlichen, die in Korres-
pondenz zu Erstgenanntem viele offene Möglichkeiten für den Betrachter lässt.
D. Nr. 20- 24: Relativ schnell gemalte Bilder .Aber jahrelanges Beobachten erst ermöglichen
die Reduktion der Formen auf ihre Rhythmik und die der Farben auf ihre
Grund- Kontraste. Öl und Acryl.
Jetzt wünsche ich mir, dass Sie sich Zeit nehmen können, um diese Bilder erleben zu können. Wechseln Sie nicht zu schnell zwischen den verschiedenen Sehebenen. Denken Sie sich jedes Bild in einem eigenen Raum, es sind keine Serien!
Viel Vergnügen beim Anschauen!
Inga Mahlstaedt
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